Doctoral Thesis DIS-2015-08

BibliographySchumm, David: Sichten auf Geschäftsprozesse mit besonderer Betrachtung von Compliance.
University of Stuttgart, Faculty of Computer Science, Electrical Engineering, and Information Technology, Doctoral Thesis (2015).
305 pages, german.
CR-SchemaH.4.1 (Office Automation)
Abstract

Sichten auf Prozesse wurden im vergangenen Jahrzehnt von verschiedenen Forschergruppen als Graphtransformationstechnik zur vereinfachenden Darstellung von Prozessen untersucht. Sichtenfunktionen finden sich jedoch nur vereinzelt in Werkzeugen wieder, und es besteht keine gemeinsame Basis an Begrifflichkeiten und zudem kein Konsens, welche Funktionen über das Auslassen und Aggregieren von Modellelementen hinaus zu Prozesssichten gehören. Durch den Mangel an gemeinsamer konzeptioneller Basis stehen diese praxisrelevanten Funktionen nur einem eingeschränkten Nutzerspektrum zur Verfügung. Mit einem musterbasierten Ansatz zum Entwurf von Sichten auf Prozesse wird eine abstrakte Ausgangsbasis geschaffen, die die verschiedenen bestehenden Möglichkeiten von Sichten auf einer einheitlichen konzeptionellen Plattform zugänglich macht und weitgehend unabhängig von Technologien, Werkzeugen und Prozesssprachen bereitstellt. Komplexe Transformationsfunktionen werden abstrahiert und in einer einheitlichen Beschreibungsform als Sichtenentwurfsmuster in einem Musterkatalog bereitgestellt. Darauf aufbauend wird der Stand der Technik um den musterbasierten Sichtenentwurf sowie um den Entwurf sprachübergreifender Sichten erweitert. Der Entwurf sprachübergreifender Sichten macht von Übersetzungstechniken, der Darstellungsanpassung und von Zustandsübertragung Gebrauch. Mit einer Sprache für den musterbasierten Sichtenentwurf (kurz Mustersprache) können verschiedene Interessengruppen ihre individuellen Informationsbedarfe durch Anwendung und Komposition der bereitgestellten Muster als Sichtenentwurf formulieren und nach anschließender Implementierung auf Prozesse anwenden, um damit deren Komplexität auf den individuellen Bedarf zu reduzieren. Ein musterbasierter Sichtenentwurf stellt damit den Ausgangspunkt der Spezifikation komplexer Transformationen und Mechanismen zur Prozessvisualisierung dar. Neben dem planerischen Aspekt kann die Mustersprache zur musterbasierten Analyse von Sichtenfunktionen in bestehenden Ansätzen und Werkzeugen verwendet werden. Dieses Konzept erfordert die neuartige Aufgabe des Informationsdesigns im Management von Geschäftsprozessen, die ein Bindeglied zwischen Informationsbedarfen und der technischen Realisierung von Sichten in Werkzeugen schafft. Der musterbasierte Ansatz grenzt sich davon ab, Geschäftsprozesse an sich zu verschlanken und tatsächlich stattfindende Abläufe zu verändern. Geschäftsprozesse sind trotz individueller Sichten noch immer komplex. Dieser Ansatz verfolgt vielmehr das Ziel, komplexe Modelle von Geschäftsprozessen verständlicher zu machen. Der Schwerpunkt des Ansatzes besteht darin, Prozesse im Kontext verschiedener Interessengruppen mit Informationen zu vernetzen und die Prozesse bedarfsgerecht darzustellen. Nichtsdestotrotz können Prozesssichten ein Werkzeug für Vorhaben zur Verschlankung oder Optimierung von Abläufen darstellen. Compliance ist zwischenzeitlich zum Sammelbegriff für die Einhaltung von Anforderungen aus verschiedenen Quellen avanciert und dient in dieser Arbeit als zu untersuchende Einflussgröße bei der weiteren Steigerung der Komplexität: Eine zunehmende Zahl an Regularien, unternehmensinterner Richtlinien, wie auch die moralische und ökologische Verantwortung, rufen eine immense Anzahl an Anforderungen hervor, denen die ohnehin komplexen Geschäftsprozesse gerecht werden sollen. Der Stand der Technik bietet überwiegend formale Methoden an, um die geforderte Regelkonformität sicherzustellen. Diese Methoden können eingesetzt werden, um Fehlverhalten in Modellen von Geschäftsprozessen auszumachen. Sie bieten allerdings keine ausreichende Hilfestellung, wie bestehende Geschäftsprozesse umzugestalten sind, damit die darin enthaltenen Aufgaben regelkonform erledigt werden. Der Ansatz regelrealisierender Prozessfragmente (kurz rr-Fragmente) erweitert den Stand der Technik mit einer Möglichkeit zur Wiederverwendung von Prozessstrukturen, die einen Geschäftsprozess nachvollziehbar mit regelkonformem Verhalten erweitern. rr-Fragmente bieten somit Lösungsmöglichkeiten dafür an, wie bestimmte Aufgaben im Einklang mit geltenden Regeln erledigt werden können. Es wird eine Verbindung von dem Ansatz der rr-Fragmente mit Techniken zur Prüfung der Regelkonformität hergestellt und er wird im übergeordneten Kontext vom Compliance Management in Geschäftsprozessen als Baustein positioniert. Wiederverwendbare Prozessstrukturen wurden, nach bestem Wissen, zuvor nicht in den Kontext von Compliance gestellt und an die Anforderungen dieses Themenkomplexes angepasst. Aus dem entwickelten Ansatz leiten sich zahlreiche Informationsbedarfe ab, die durch Prozesssichten für Compliance abgedeckt werden können.

Full text and
other links
Volltext
Department(s)University of Stuttgart, Institute of Architecture of Application Systems
Entry dateApril 13, 2016
   Publ. Computer Science