An der Jagst: Langenburg - Jagstfeld (112 km)

Am nächsten Morgen ging es wieder hinunter ins Jagsttal und weiter nach Norden. Das Tal ist weiterhin dünn besiedelt, was etwa bis Krautheim so bleibt. Der Weg verläuft teils auf Wirtschaftswegen, teils auf Waldwegen, wobei es am Talrand mehrmals auf und ab geht. Zwischen Höhebach und Dörzbach liegt die Kapelle St. Wendel zum Stein etwas abseits unterhalb des Wegs und kann durch einen kurzen Fußmarsch erreicht werden.


Unterregenbach

Storch

Zwei Dörfer weiter ist Krautheim und damit der Beginn des "Götzenlands" erreicht. Ab hier reklamiert so ziemlich jeder Ort eine besondere Beziehung zum berühmt-berüchtigten Götz von Berlichingen für sich. In Krautheim soll er sein bekanntes Zitat zum Besten gegeben haben. Der Ortskern von Krautheim liegt abseits des Radwegs auf einer Höhe oberhalb des Tals. Oben angekommen, sah es so aus, als hätte die Burg zu. Die Tür ließ sich aber öffnen, also bin ich hinein. Oben auf dem Bergfried stand dann der Burgwart mit einer Flasche Champagner und zwei Gläsern und war wohl etwas enttäuscht, dass ich nicht die Person war, auf die er wartete. Er ließ mich aber trotzdem verweilen und ein paar Fotos machen. Auf dem Weg nach unten kam sie mir dann entgegen.


Burg Krautheim

Blick ins Jagsttal

Ab Krautheim, eigentlich schon ab Dörzbach ist der Weg dann im Wesentlichen flach. Einige Dörfer weiter kommt man zum imposanten Kloster Schöntal und begegnet Götz erneut, genauer gesagt seinem Grabstein. Auf der Wiese neben der Jagstbrücke sonnten sich viele Leute, wenn sie nicht gerade in der Jagst Abkühlung suchten an diesem heißen Maifeiertag.


Kloster Schöntal

Treppenhaus

Jagstbrücke

Das nächste Dorf ist dann... Berlichingen. Genau. Das Stammschloss der Familie ist aber im Nachbarort Jagsthausen, wo auch die "Götzenburg" steht. Vor lauter Götzenseligkeit kommt die Jagst ins Trudeln und bewegt sich nur noch im Schlingerkurs weiter. Drei oder vier Bögen weiter ist man im kleinen Städtchen Widdern angelangt. Das hat freilich keine Beziehung zu Götz aufzuweisen, stattdessen gab es hier im Mittelalter so viele Stadtherren gleichzeitig, dass man ihre Besitzanteile nach Fünfhundertzwölfteln zählte (ja, richtig gelesen). Nachdem Napoleon ein Machtwort gesprochen hatte, gab es nur noch Württemberg und Baden, die sich immerhin auf eine Aufteilung nach Zweiunddreißigsteln einigen konnten. So was ist Fortschritt. Noch ein paar Bögen weiter ist man in Möckmühl. Auch hier hat Götz mal gehaust und wurde vom Schwäbischen Bund gefangen genommen. Das Tal öffnet sich bei Möckmühl, wird breiter, und die Radwege führen jetzt kaum noch durch den Wald, sondern auf Radwegen abseits der Straße, die allerdings ohnehin nicht stark befahren ist.


Altes Rathaus in Jagsthausen

Götzenburg

Möckmühl

Altes Rathaus

Ganz nett anzuschauen sind noch Schloss Assumstadt und die Gangolfskapelle, ansonsten geht es (im Vergleich zum restlichen Tal) etwas unspektakulär zu Ende, so dass ich etwas stärker in die Pedalen treten konnte, um noch rechtzeitig meinen Zug in Jagstfeld zu erwischen.


Schloss Assumstadt

Gangolfskapelle

Neudenau

Aber wie gesagt: Der Jagstradweg zählt zu den schönsten Radel-Erlebnissen, die ich in Baden-Württemberg hatte. Wer romantische kleine Städte liebt und sich für die Landschaft begeistern kann, kommt vor allem zwischen Crailsheim und Möckmühl voll auf seine Kosten.


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