Morgens beim Frühstück erfahren wir, dass die Zimmer in der Pension meistens ausgebucht sind - nicht wegen Touristen wie uns, sondern wegen der Bauarbeiter, denn Burghausen hat die zur Zeit größte Baustelle Europas am Wacker-Chemiewerk. Wacker? Richtig, so heißt auch der örtliche Zweitliga-Verein. Ein Werksclub ist das also, und ich dachte immer, Wacker sei ein Motto wie bei Vorwärts Frankfurt.
Wir beginnen den Tag mit einer ausgiebigen Besichtigung der Burg, nicht die größte, aber angeblich die längste Europas mit über einem Kilometer. Den schmalen Bergrücken teilen sich fünf Vorhöfe sowie die Hauptburg, die ganz am Ende kommt. Auch wenn im Laufe der Jahrhunderte Einiges zu Bruch gegangen ist, gibt es noch viel zu schauen.
Uhrturm |
Georgstor |
Hauptburg |
Erst gegen halb zwölf brechen wir auf, bis nach Passau soll es gehen. Auf der anderen Fluss-Seite bei Ach geht es in Serpentinen zum Steilufer hoch (90 Hm). Eine Autofahrerin ist unfähig, meinen Vater zu überholen, und hupt ihn grundlos an. Da werde ich giftig - soll sie ihre Mistkarre doch... egal. Oben ist ein Aussichtspunkt, wo man Burghausen nochmal in seiner ganzen Pracht bewundern kann.
Burghausen-Panorama |
In der Folge geht es auf und ab, bei Überackern hat man wieder Flussniveau erreicht und muss dann nochmal zum Steilufer hoch (50 Hm). Die Landstraße führt durch den Wald zum Inn-Salzach-Blick, von wo man den Zusammenfluss der beiden Ströme sehen soll. Leider ist die Aussicht nicht besonders, man sieht vor lauter Bäumen den, äh, Fluss nicht, jedenfalls nicht viel.
Wieder geht es zum Fluss hinunter, und ein Dammweg führt nach Braunau, den meisten bekannt als Geburtsort eines Menschen, dem man keine Denkmäler setzen wird. Weniger bekannt ist vielleicht, dass der Ort ansonsten schön anzusehen ist. Wir tun uns erstmal im Cafe gütlich, dann unternehmen wir einen Stadtrundgang.
Inn-Salzach-Blick |
Braunau |
Im weiteren Verlauf ist der Radweg zunächst wieder flach, teils asphaltiert, teils auf Kies geht es am Ufer entlang. Auf Höhe Ering wechseln wir aufs linke Ufer, um über die Dörfer nach Bad Füssing zu fahren. Dort gibt's Kaffee und Kuchen bei schönem Wetter am Rande des Kurparks. Anschließend wieder ans rechte Ufer, wo Obernberg am Inn sich als kleines Schmuckkästchen erweist, mit wunderschönem Marktplatz.
Inn bei Hagenau |
Obernberg |
Obernberg |
Kloster Reichersberg im nächsten Ort schenken wir uns, überhaupt fahren wir jetzt etwas schneller, da die Zeit schon fortgeschritten und Passau noch fern ist. Auf dem Hochufer geht es lang, wieder teils auf Asphalt, teils auf Kieswegen. Endlich sind wir in Schärding, noch ein bisschen prächtiger als Obernberg.
Orangerie in Schärding |
Schärding am Inn |
Silberzeile |
Von Schärding nach Passau tieft sich der Inn nochmal ein, beidseitig bauen sich bewaldete, 100 Meter hohe Steilufer auf. Beide Ufer sind eine Überlegung wert. Heute nehmen wir das rechte Ufer; der Radweg dort ist aus irgendwelchen Gründen gesperrt, umso flotter geht's auf der Landstraße voran bis Wernstein. Auf dem linken Ufer, wo ich ein paar Monate später mal gefahren bin, gibt es mehr zu sehen. Erst kommt Neuhaus am Inn mit seinem Schloss, dann das Kloster Vornbach. Der darauffolgende Weg am linken Ufer soll eher über Stock und Stein gehen, aber es lohnt sich ohnehin, die Radwegweisung hier zu ignorieren und auf der Schauerödstraße nach Neuburg zu fahren. Das gibt nochmal 100 Hm bergan, aber dafür eine wuchtige Burganlage, die kostenlos zu besichtigen geht. Steil bergab geht es anschließend ans Ufer.
Neuhaus am Inn |
Kloster Vornbach |
Schloss Neuburg |
Zwischen Neuburg und Wernstein ist eine neue Fußgängerbrücke gebaut worden, so dass man hier nochmals die Seite wechseln kann. Links geht es auf einem gut fahrbaren Waldweg weiter, rechts auf einer asphaltierten Radroute. Auf jeden Fall kann man schon mal die Kilometer runterzählen bis Passau, dem Schlusspunkt der Tour und auch unseres Urlaubs. Es ist schon spät, also fahren wir direkt zum Bahnhof und mit dem Zug wieder nach Hause.
St. Michael |
Dom und Residenz |
Fazit des zweiten Teils: Von Salzburg bis Passau gibt es keine Berge mehr zu sehen, landschaftlich wird die Tour von ausgedehnten Auenwäldern geprägt. Die Glanzpunkte liegen eher im Städtebaulichen - mit Salzburg, Burghausen und Passau gibt es auch hier für jeden Tag etwas Einzigartiges, dazu mehrere kleine, aber ebenfalls sehr hübsche Städtchen.