Anfahrt: Jenbach - Krimml - Bramberg (88 km)

Himmelfahrt fiel dieses Jahr mit dem 1. Mai zusammen und sorgte für ein Brückentag-Wochenende, das es für eine Radtour auszunutzen galt. Schon letztes Jahr hatte ich München - Jenbach - Gerlospass - Salzburg - München als fünftägige Radtour geplant, aus Zeitgründen aber nicht umsetzen können. Die Strecken von München nach Jenbach und Salzburg war ich mittlerweile als Tagestouren gefahren, so dass noch die Strecke dazwischen übrig war, ideal geeignet für drei Tage.

Da das Wetter an Himmelfahrt eher bescheiden war, breche ich erst Freitag auf. Morgens um sechs Uhr fahre ich zum Münchner Hauptbahnhof, um den Zug nach Rosenheim zu erwischen. Im Zug kann ich zunächst noch die Augen zuklappen. Als in Aßling eine Horde Schulkinder einsteigt, ist es mit der Ruhe jedoch vorbei. In Rosenheim das nächste Problem: Der (österreichische) Zug, der mich nach Jenbach bringen soll, ist ein so genannter SB-Zug - Fahrkarten wären vor Fahrtantritt zu lösen gewesen. Eine österreichische Fahrradkarte habe ich aber noch nicht - woher auch? Letztes Mal hatte man mir noch erklärt, dass man diese in Kufstein beim Schaffner nachlösen könne. Kufstein kommt, und kein Schaffner lässt sich blicken. So fährt mein Rad erstmal schwarz mit, und ich überlege schon, was ich bei einer etwaigen Kontrolle sagen soll. Da sich bis Jenbach niemand blicken lässt, erledigt sich das Problem von selbst.

Nach kurzer Fahrt am rechten Innufer treffe ich auf die Mündung des Ziller, wo eine beschilderte Radroute durchs Zillertal beginnt. Diese führt auf meist asphaltierten Wirtschaftswegen in der Talmitte und umgeht die meisten Orte. Wie ich zuvor gelesen habe, gehören die Kirchtürme auf dem linken Flussufer zum Bistum Innsbruck (ehem. Brixen) und sollen rot sein, die auf dem rechten Flussufer gehören zum Bistum Salzburg und sind angeblich grün, weil sich die salz-reichen Salzburger das teurere Kupfer leisten konnten. Fügen hat dann auch tatsächlich einen roten Kirchturm. Vielleicht ist das mit den Dächern ja auch zur Orientierung gedacht: Rot zur Rechten bedeutet, dass man nach Süden fährt. Am Aussehen des Tals könnte man sich nämlich nicht orientieren, wie man unten sieht.


Fügen

Hochiss und Rofanspitze

Zillertaler Alpen

In Uderns kaufe ich Obst im Dorfladen. Dort geht es richtig nett und nachbarschaftlich zu - man hilft mir auch, als ich mich mit der Obstwaage dumm anstelle. (Man drücke den Knopf für die richtige Obstsorte, lese den Preis ab und schreibe diesen dann selbst auf die Tüte. Ich hab stattdessen gesucht, wo denn jetzt das Preisschild rauskommt...)

In Ried ist der Radweg durch eine Baustelle unterbrochen, und man wird auf einen schmalen Trampelpfad direkt am Flussufer verwiesen. In der Annahme, dass dies nur eine kurze Unterbrechung sein wird, lasse ich mich darauf ein - das anstrengende "Provisorium" über Stock und Stein hält dann gut zwei Kilometer an, da hätte ich lieber die Landstraße benutzt.

Aschau sabotiert die Rot-Grün-Wegweisung mit einem schwarzen Kirchturm. Kurz vor Zell überhole ich noch eine größere Wanderergruppe. Ich werde nie verstehen, warum manche Fußgänger panisch zur Seite springen, wenn sich ein Fahrzeug nähert, sei es Auto oder Fahrrad. Selbst wenn man rechtzeitig klingelt, offensichtlich langsam und vorsichtig fährt und dabei noch grüßt.

Zell am Ziller hat wieder einen ordnungsgemäß grünen Kirchturm, und die Zillertalbahn verlässt gerade den Ort, als ich komme.


Zell am Ziller

Zillertalbahn

Am Ortsrand von Zell beginnt der Anstieg zum Gerlospass. Also halte ich nochmal an, esse etwas und packe mir die Sachen für den Anstieg zurecht. Die Windjacke wandert in die Packtasche, die Äpfel in die Lenkertasche. Dann geht es los. Erst einmal sechs Kehren mit mäßiger (acht Prozent?) Steigung bis Hainzenberg. Noch vor der ersten Kehre kommen mir zwei Mountainbiker abfahrenderweise entgegen. Danach sehe ich lange Zeit keinen anderen Radfahrer mehr, auch der motorisierte Verkehr hält sich in Grenzen. Um so ungewohnter die Aufmerksamkeit, die mir zuteil wird: Zweimal hupt man mir aufmunternd zu, und in einem niederländischen Wohnwagen drücken sich Kinder die Nasen platt, um nach mir zu sehen. Überhaupt sind hier sehr viele niederländische Wagen unterwegs.


Blick ins Tal von Hainzenberg

Oben in Hainzenberg ist eine Kapelle mit "irregulärem" rotem Dach. So ganz stimmt das mit der Rot-Grün-Aufteilung nach Flussufern also doch nicht. Die Steigung hält im ganzen Ort und darüber hinaus an, bis sie nach acht Kilometern abrupt aufhört - die Straße wird jetzt fast eben und bleibt so für die nächsten zehn, zwölf Kilometer.

Klebt die Straße zunächst an der Talflanke, so erreicht sie nach etwa zehn Kilometern den jetzt breiteren Talgrund, der auch Platz für Siedlungen bietet. Da es hier oben etwas kühl ist und gerade kein Verkehr herrscht, versuche ich mich an dem Kunststück, während der Fahrt die Windjacke aus der Packtasche zu nehmen und anzuziehen.

In Gerlos herrscht reges Treiben. Danach zieht die Steigung wieder leicht an, und hier, auf 1200 Metern, sind an den Hängen die ersten Schneereste zu sehen. Bald darauf fährt man auf den kahlen Staudamm des Durlaßbodens zu, wo die erste von zwei Serpentinen eingelegt wird, und die Steigung zieht nochmal ein wenig an. Am Ende der zwei Serpentinen ist zur Rechten der zugefrorene Stausee zu sehen. Am Ende eines Flachstücks ist die Landesgrenze zwischen Tirol und Salzburg erreicht. Nach kurzer Abfahrt kommt links der Abzweig nach Wald, und geradeaus geht's nach Krimml. Hier steigt die Straße wieder an und mir begegnen nochmals zwei Radler. Oben auf der Gerlosplatte liegt zu beiden Seiten der Straße flächendeckend Schnee.

Nach einem längeren Flachstück kommt die Mautstation und damit der höchste Punkt der Straße. Von einem Aussichtsturm kann man in den oberen Pinzgau und zu den Krimmler Wasserfällen blicken. Auf der Abfahrt nach Krimml sind die Spitzkehren nummeriert, samt Höhenangabe.


Mautstation

Auf der Passhöhe

Blick in den Pinzgau

Die Wasserfälle

Unten in Krimml angekommen passiert man als erstes den Parkplatz bei den Wasserfällen. Auf dem Parkplatz gibt es kostenlose Schließfächer, in denen man sein Gepäck verstauen kann. Sehr praktisch! Auf der Toilette kann man sich außerdem mit Trinkwasser versorgen. Die nebenan gelegene Wasserwunderwelt ist wohl eher für Kinder gedacht - man kann über Steine hüpfen und sich nass spritzen lassen oder mit einer Archimedischen Schraube spielen. Für alle Altersklassen sehenswert sind die Wasserfälle selbst. Der Eintrittspreis von zwei Euro ist vergleichsweise niedrig, vor allem gemessen an dem Spektakel, das man geboten kriegt.

Die Wasserfälle sind ab Anfang Mai geöffnet - heute am 2. Mai sind sie aber noch nicht komplett freigegeben, sondern nur bis etwa 100 Hm unterhalb des höchsten Punkts. Zwei bis drei Stunden sollte man für den Besuch einplanen. Gleich ganz unten bekommt man den gewaltigen unteren Wasserfall zu sehen. Danach kommt eine längere Steigung mit mehreren Aussichtspunkten auf die Kaskaden des mittleren Wasserfalls. Dann erreicht man ein Hochplateau, wo man in einiger Entfernung einen schönen Blick auf den oberen Wasserfall hat.


Unterer Wasserfall

Oberer Wasserfall

Kaskaden

Als ich wieder unten ankomme, ist es schon vier Uhr nachmittags. Auf den ersten Kilometern nach Wald geht es spürbar bergab und daher schnell. Dabei bleibe ich auf der Hauptstraße, denn der Radweg am Waldrand weist laut Reiseführer mehrere unnötige Steigungen auf. Hinter Rosental mache ich einen Abstecher zum Untersulzbachfall. Der ist hübsch, kann freilich mit den Krimmler Wasserfällen nicht mithalten. Über eine kleine, hügelige Nebenstraße geht es weiter nach Bramberg am Wildkogel, wo ich im dritten Anlauf ein Privatquartier finde.


Untersulzbachfall


Weiter: Bramberg - St. Johann (102 km)
Zurück zum Index