St. Johann - Salzburg (71 km)

Morgens beim Frühstück bin ich wieder der einzige Gast. Der Herr des Hauses hat sich in Tracht geworfen, er ist beim Schützenverein. Meine geplante Distanz für heute ist bescheiden, damit genug Zeit ist für ein weiteres Naturschauspiel: die Eisriesenhöhle in Werfen. Den Schnellspanner sichere ich provisorisch mit Tesafilm, er macht dann im Verlauf des Tages keinen Ärger mehr.

Schon früh sieht man, wie in der Ferne die Berge zu beiden Seiten zusammenrücken, als wollten sie den Fluss am Pass Lueg nicht entkommen lassen. Hinter Bischofshofen ist der ausgeschilderte Weg sehr schlecht, eine rauhe Schlaglochpiste entlang der Bahnlinie. Burg Hohenwerfen kommt schon in Sichtweite, aber ich stoppe noch in Pfarrwerfen, wo mein Reiseführer eine kleine Besonderheit ausweist: An einem steilen Hang stehen sieben kleine Wassermühlen übereinander. Heute sind sie als Freilichtmuseum hergerichtet. Am unteren Ende ist ein Drehkreuz, wo drei Euro Eintritt zu entrichten sind. Ich zahle also, arbeite mich den Hang hoch und schieße mal wieder viel zu viele Fotos. Am oberen Ende stelle ich fest, dass dort kein Eintritt verlangt wird. Naja, wenigstens war ich ehrlich.


Bischofshofen

Mühlenmuseum...

...in Pfarrwerfen

Kurz darauf bin ich dann in Werfen. Wer will, kann dort einen ganzen Tag verbringen: Es gibt eine bombastische, gut erhaltene Burg mit Falknerei und allerlei Mittelalter-Spielchen, und die "Eisriesenwelt", die angeblich größte Eishöhle der Welt. Für deren Besichtigung sind mindestens etwa vier Stunden einzuplanen, da man gar nicht so schnell hinkommt: Der Eingang befindet sich in 1600 Meter Höhe. Zunächst gilt es, zum Parkplatz zu kommen, der auf 1000 Meter Höhe liegt. Ich entscheide mich für die einfache Variante, parke das Fahrrad im Tal und nehme den Bus. Vorher ziehe ich sämtliche Klamotten an, die ich mitführe - in der Höhle ist es schließlich kalt. Busfahrt, Seilbahn und Höhlenbesichtigung kosten zusammen etwa 25 Euro, also kein ganz billiges Vergnügen. Zu beachten ist, dass Bus und Seilbahn nicht ständig fahren, sondern im Halbstundentakt. Auch für die Führungen gibt es einen Zeitplan. Die Zeitpläne sind gut aufeinander abgestimmt, dennoch gilt es, nicht zu bummeln, wenn das Zeitbudget begrenzt ist.

Der Bus bringt mich also zum Parkplatz hinauf, von dort ist es ein 15-minütiger Fußmarsch zur Seilbahn. Am oberen Ende der Seilbahn noch ein Fußmarsch, dann bin ich dort. Ein großes, ominöses Loch tut sich auf im Berg, erinnert mich an die Sage vom Rattenfänger. Auch die Blicke ins Tal, auf den Ort und Hohenwerfen sind beeindruckend.


Burg Hohenwerfen

Blick ins Tal

Die Eishöhle

Seilbahn

Die Führung ist ein Erlebnis, der Führer ein echtes Naturtalent, der sein Publikum mit Späßen und akrobatischen Einlagen unterhält. Die Höhle ist im Wesentlichen ein riesiger schräger Schacht, dessen Boden mit gewaltigen Eisschichten bedeckt ist. Eine ins Eis gehauene Treppe führt im Dunkeln nach oben, den Gästen werden Laternen gereicht, um die Szenerie zu erhellen. Würde man sich neben der Treppe aufs Eis setzen, hätte man eine tolle Rutschbahn... ob man heil unten ankäme, steht auf einem anderen Blatt. Deswegen ist mir jedesmal etwas mulmig, wenn der Führer das Treppengeländer erklimmt, um besser sichtbar zu den Gästen zu sprechen. Im oberen Teil der Höhle gibt es dann einige sehenswerte kleinere Höhlen, gefrorene Wasserschleier und dergleichen. Leider herrscht Fotografierverbot, daher an dieser Stelle keine Bilder.

Nach über einer Stunde ist die Führung zu Ende; wir haben etwas überzogen, aber ich erreiche noch rechtzeitig die Seilbahn und komme planmäßig im Tal an. Schon 15 Uhr, die Burg lasse ich sausen. Von Werfen geht es auf der Bundesstraße nach Norden auf den Pass Lueg zu. Die parallele Autobahn sorgt dafür, dass sich der Verkehr in engen Grenzen hält. Mit Rückenwind geht es flott dahin, die kleine Steigung zum Pass (ohnehin ein Talpass) ist schnell überwunden.


Werfen

Straße zum Pass Lueg

Oben auf der Passhöhe ist eine Gaststätte, eine Kirche, ein Denkmal für die Freiheitskämpfer von 1809, und ein Pfad führt hinab zu den "Salzachöfen", einer weiteren Klamm. Hier verengt sich das Tal nämlich, deshalb ist die Straße zur Steigung gezwungen, während die Salzach weiter unten durch die Enge rauscht. Ich steige hinab und schau's mir an: nicht so spektakulär wie die Liechtensteinklamm, trotzdem ganz sehenswert.


Maria Brunneck

Salzachöfen

Dann geht es bergab, in Schussfahrt verlässt man die Alpen, denn die Salzach ergießt sich nach Verlassen der Klamm in den Tennengau. Ich fahre jetzt etwas flotter, damit ich noch den vorgesehenen Zug in Salzburg erwische. Golling und Kuchl sind zwei schmucke Orte. Hoch über Kuchl sieht man das Rossfeld mit der bekannten Panoramastraße. Mein Reiseführer zeigt etwas abseits des Wegs eine "Römerbrücke" ohne weitere Erläuterungen. Na gut, die nehme ich noch mit. Es stellt sich dann aber heraus, dass sie gar nicht von den Römern gebaut wurde, sondern im Jahr 1613 und nur so heißt.


Golling

Kuchl

"Römerbrücke"

In Hallein folge ich den Radwegweisern zur Innenstadt, die dann aber im entscheidenden Moment aussetzen und mich zu einer Ehrenrunde um den Bahnhof zwingen. Wann lerne ich endlich, allein auf mein Kartenmaterial zu vertrauen und gut gemeinte, aber schlecht gemachte Wegweiser zu ignorieren. Anschließend besichtige ich kurz die historische Innenstadt.



Von Hallein nach Salzburg kann man ununterbrochen am linken Flussufer fahren; meistens handelt es sich dabei um einen Kiesweg. Unterwegs versucht jemand, mit mir um die Wette zu fahren, das mag ich ja gar nicht. An der Mündung der Königseeache biege ich links ab nach Anif. Das dortige Schloss versteckt sich aber hinter Bäumen im Park, jedenfalls finde ich keinen Zugang. Ganz nett ist dagegen der Schlosspark von Hellbrunn, der an Anif anschließt. Von dort führt eine schnurgerade Allee direkt auf Salzburg zu, da ist viel Ausflugsverkehr unterwegs. In Salzburg spare ich mir dann eine Stadtbesichtigung, da ich die Stadt schon von früher kenne. Nur ein Foto vom Müllnersteg, wo die Sonne gerade günstig steht, dann geht's ab zum Bahnhof und nach Hause.


Salzburg

Wenn man diesen ersten Abschnitt des Tauern-Radwegs mit wenigen Worten zusammenfassen will: schöne Bergwelt durchsetzt mit tollen Naturerlebnissen. Mit Krimmler Wasserfällen, der Liechtensteinklamm und der Eisriesenwelt hatte jeder Tag etwas Einzigartiges zu bieten.


Weiter: Salzburg - Burghausen (65 km)
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