Salzburg - Burghausen (65 km)

Nun zum zweiten Teil der Route: Den Abschnitt Salzburg-Passau bin ich im Urlaub 2007 gefahren, im Anschluss an den Bodensee-Königssee-Radweg, zusammen mit meinem Vater.

Wir sind also von Reichenhall nach Salzburg gekommen. Dieser Weg ist Teil der Saalach-Variante des Tauern-Radwegs, die ich aber an dieser Stelle übergehe, zumal es nichts Besonderes zu berichten gibt. In Salzburg kann man sicherlich einen ganzen Tag verbringen, wenn man es ausführlich besichtigen will. Nur an die Burg habe ich schlechte Erinnerungen: Da bekam man für viel Geld eine Art Telefonapparat in die Hand gedrückt und musste in jedem Raum eine Nummer wählen, um die Erläuterungen zu bekommen, während ein Zerberus die Türen auf- und wieder zuschloss, ohne ein Wort zu sagen. Unter "Gästeführung" versteh ich was anderes. Egal; da wir die Stadt schon kannten, haben wir es bei einem Auffrischen der Erinnerungen rund um den Residenzplatz belassen.


Kapitelplatz

Herkulesbrunnen

"Sphaera" und Burg

Aus Salzburg raus geht's dann direkt am rechten Salzachufer, verfahren kann man sich eigentlich nicht. Außerhalb der Stadt geht dieser in einen Schotterweg über, auf der anderen Seite kommt bald bayerisches Gebiet in Sicht. Schnurstracks geht es so geradeaus durch die Auenwälder. Man mag das entspannend finden oder schlicht langweilig, ist wohl Geschmackssache. Bald wechseln mein Vater und ich uns in der Führungsarbeit ab, einen Kilometer fährt der eine vorn, dann der andere, so kommt etwas Abwechslung rein.

Nach 15 Kilometern sind dann Laufen und Oberndorf erreicht, zwei Kleinstädte, die sich am Fluss gegenüberliegen. Das bayerische Laufen in eine Fluss-Schlinge gezwängt wird von seiner Stiftskirche dominiert. In Oberndorf lesen wir, dass der Ort ursprünglich am Prallhang der Schlinge saß, aber nach mehreren Überschwemmungen Anfang des 20. Jahrhunderts an seinen jetzigen Platz verlegt wurde. Das erklärt auch das langgestreckte Ortsbild, bei dem die bekannteste Sehenswürdigkeit eher am Rande liegt. Die Rede ist von der Stille-Nacht-Kapelle in Erinnerung an die Uraufführung des bekannten Weihnachtslieds. Die Kapelle: hübsch-hässlich, um es mit Pater Brown zu sagen, also Geschmackssache.


Stiftskirche Laufen

Stille-Nacht-Kapelle

Anschließend ein noch längerer Abschnitt durch Auenwälder, der den ersten an Monotonität noch überbietet. Erneut wechseln wir uns beim Vornefahren ab. Einziges Ereignis auf 20 km ist die Mündung eines kleinen Bachlaufs, die zwei Richtungswechsel erfordert. Kurz zuvor ist die Landesgrenze zwischen Salzburg und Oberösterreich, was sich im Wechsel der Beschilderung kundtut.

Mit flotter Fahrt ist dann auch dieser Abschnitt überbrückt, und wir sind in Tittmoning angelangt, einer Stadt am linken, bayerischen Ufer. Tittmoning ist sehr hübsch, mit Häusern im markanten Inn-Salzach-Stil, um einen breiten Stadtplatz gruppiert, der von zwei Tortürmen begrenzt wird. Ein Storch mit Schlange im Schnabel wacht auf dem Brunnen und repräsentiert die siegreiche Vernunft, wie mein Reiseführer verrät. Auf einmal haben wir uns dann aus den Augen verloren. So drehe ich auf der Suche nach meinem Vater ein paar Ehrenrunden und lerne dabei so ziemlich jede Gasse Tittmonings kennen. Irgendwann finden wir uns wieder - mein Vater dachte, ich sei zur nah gelegenen Burg gefahren und war seinerseits dorthin.


Stadtplatz

Storchenbrunnen

Salzburger Tor

Mit der bisherigen Fahrweise ist es bei Tittmoning vorbei. Der Tauern-Radweg am rechten Ufer verlässt den Fluss und führt eher ereignislos durch lange Wälder nach Burghausen, wobei das Steilufer zu überwinden ist (100 Hm). Am linken Ufer gibt es einen Weg, der ziemlich ruppig sein soll. Dann gibt es da noch den Benedikt-Weg, der den Wirkungsstätten des jetzigen Papstes nachfolgt und uns zum Kloster Raitenhaslach bringt, welches uns der Dumont-Kunstführer wärmstens empfiehlt. Also wollen wir den Benedikt-Weg nehmen, aber der offenbart sich uns nicht, wo er es laut Landkarte tun sollte. Egal, wir können ja auch so den Straßen folgen.

Raitenhaslach gibt sich idyllisch, mit Klostergasthof. Rund um die Klosterkirche sind etwas kurios anmutende Kunstwerke aufgestellt: Strichmännchen mit Namen wie Prometheus, Mondfahrer, Verkünder und dergleichen. Normalerweise stehen die Skulpturen in Erlangen, wurden aber für einige Zeit nach Raitenhaslach ausgeliehen. Die Klosterkirche selbst präsentiert sich als typische Barockanlage.


Raitenhaslach

"Prometheus"

"Bild des Hoffens"

Nicht mehr weit ist es bis Burghausen, unserem Tagesziel. Burghausen erweist sich als ein "Muss man gesehen haben" unter den Städten Bayerns. Bekrönt von einer riesigen, langgezogenen Burg, darunter die ebenso langgezogene Altstadt, die so viele schmucke Häuser hat, dass es schon nicht mehr wahr ist. Wir kriegen ein schönes und preiswertes Zimmer in der Altstadt-Pension, einem etwas verwinkelten Haus, das gerade neu als Pension hergerichtet wurde.


Radelkunst

Stadtplatz

Schwibbogen

Stadtsaal

Abends, schon zurück vom Abendessen, lasse ich die Tür angelehnt, weil mein Vater noch unterwegs ist. Da kommt eine Katze hereingehuscht. Die inspiziert ganz ungeniert die Wohnung und findet sie mindestens so toll wie ich, denn sie macht sich nacheinander auf jedem Möbel breit. Das finde ich nun wieder nicht so toll, denn die sind ja alle neu. Gut zureden hilft nicht, am Ende muss ich sie bei Krips und Kragen packen und wieder hinausbefördern. Da ist sie beleidigt und lässt sich von mir auch nicht mehr durchs Hoftor auf die Straße dirigieren. Dann muss sie eben die Nacht im Hof verbringen, selber schuld.


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