2.3.3 Effekte einer defizitären Kommunikation


Folgen einer defizitären Kommunikation wurden bereits vor der Existenz allgemein zugänglicher Datennetze untersucht.
In der Zwischenzeit existieren eingehende Untersuchungen über das Verhalten bei Kommunikation über Datennetze. Bei einer Untersuchungsreihe, die von der Psychologischen Fakultät der Universität Manchester in Zusammenarbeit mit der Universität Amsterdam durchgeführt wurde, wurde das Verhalten von Gruppen, die ein bestimmtes Thema zu diskutieren haben untersucht.
An jeder der zwei Universitäten wurden Gruppen zu drei Personen gebildet, die sich während des Tests in einem Raum aufhielten. Jeweils eine Gruppe aus Amsterdam und Manchester, sollte nun über politische Einstellungsfragen mittels eines Kommunikationswerkzeugs diskutieren. Als Grundlage diente ein synchrones Konferenzsystem.


Abbildung 2.3.4: Kommunikationsparadigma der Testreihe


Es wurden zwei unterschiedliche Testreihen durchgeführt. Testreihe 1 basierte auf ausschließlich textueller Kommunikation, bei der die Diskussionspartner anonym agierten. Bei Testreihe 2 wurde zusätzlich ein Videobild aller an der Kommunikation Beteiligten übertragen und eine eindeutige Identifizierbarkeit der Diskussionsbeiträge wurde gewährleistet.
Während der anonymen Testreihe, war eine eindeutige Polarisierung der Ansichten zwischen den Gruppen zu beobachten, während die Gruppen untereinander stärkeren Zusammenhalt zeigten. Waren die Gesprächspartner identifizierbar und mit Videobild zu erkennen, war die Polarisierung merklich schwächer aber eindeutig nachweisbar.
Eine etwas einfachere und weniger wissenschaftliche Untersuchung, die jeder selbst anstellen kann, ist netmobbing oder flaming. Es handelt sich dabei um schlichte Haßtriaden (Flames) auf alles und jeden, ganz nach Lust und Laune. In Newsgroups wird dies erstaunlich oft und hemmungslos praktiziert. Es existiert eine spezielle Newsgroup (alt.flame) für Leute die sich darin gefallen gegen alles und jeden zu hetzen. Der eigentliche Punkt dabei ist aber, daß auch ernsthafte Diskussionen in Datennetzen oftmals mit Flames enden.
Die Ursache sollte im fehlenden Bezug zum Kommunikationspartner gesucht werden. Der Gesprächspartner im Netz wird zwar als Person erkannt, aber nicht wie jemand behandelt, der körperlich präsent ist oder der zumindest mit gewissen persönlichen Bezügen (Videobild) aufwarten kann