2.4.2 Der virtuelle Versuch defizitäre Kommunikation aufzuwerten

Es gibt zwei Ansätze, die Defizite bei online Kommunikationsmedien auszugleichen. Der Erste und vom Gedanken her einfachere ist der, möglichst viele der bei einer Kommunikation entstehenden Nachrichtensignale zu den Kommunikanten zu bringen. Der Weg dabei ging von nur Text zu Bild und Ton, wie bei Videokonferenzen und setzt sich fort in immer feineren Varianten.
Ein erster kleiner Schritt in diese Richtung waren Smileys, die einen Gefühlszustand anzeigen. :-) Bei einem neuen System, den sogenannten Talking Heads wird auf andere Weise versucht, die Defizite der elektronischen Kommunikation auszugleichen.. Die Kommunikationspartner sitzen vor einer Büste, auf die das Bild des Gesprächspartners projiziert wird. Dieses System erlaubt "echten Blickkontakt" und erzeugt fast den Eindruck von Körperlicher Präsenz.
Der zweite Ansatz beschreitet völlig andere Wege. Anstatt die Realität möglichst exakt zu vermitteln, wird eine erfahrungsfremde Realität erzeugt die neue Mittel zur Kommunikation bietet. Gemeint sind virtuelle Welten oder Cyber Citys. In einer solchen Welt können sich beliebig viele Personen bewegen. Jeder Teilnehmer besitzt einen sogenannten Avatar, einen Kunstkörper. Im Hinduismus bezeichnet der Begriff Avatar vom Himmel herabgestiegene Götter, die sich auf der Erde in verschiedenen Tierischen und menschlichen Verkörperungen materialisieren. Neal Stephenson machte in seinem Sience-fiction Roman "Snow Crash" (1992) daraus Menschen, die sich im Internet virtualisieren: "Das eigene Avatar kann aussehen, wie man es selber will. Wenn man häßlich ist, kann man sein Avatar zu einer Schönheit machen. Wenn man gerade aus dem Bett aufgestanden ist, kann das Avatar trotzdem wunderschöne Kleidung und professionell aufgelegtes Make-up tragen."


Abbildung 2.4.1: Avatare


Gefühlsregungen werden in einer Solchen Welt meist in Gestik oder Mimik umgesetzt. So wird bei
Black Sun ein "Hallo" durch einen Salto des Avatars signalisiert. Großer Vor- und Nachteil eines solchen Systems ist, daß jeder in jede Rolle schlüpfen kann. Damit läßt sich eine Erfahrungswelt erschließen, die in der Realität verschlossen bliebe die Glaubwürdigkeit eines Kommunikationspartners steigt dadurch aber nicht unbedingt.
Zusammenfassung:
Netiquette als Grundlage für den guten Ton im Netz.
Virtuelle Realität um menschlichen Kontakt nachzuahmen.