Die IuK-Gesellschaft, wie sie von Politik und Industrie bzw. von Negroponte und Gates proklamiert wird, ist nicht zukunftsfähig! Verantwortlich dafür ist weder die Information noch die Technologie mit der sie verarbeitet wird, sondern zum einen die Produkte der IuK-Technologie (siehe Abschnitt 2.1) und zum anderen ihre Anwendungen unter den momentanen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Des weiteren konnte man in der Vergangenheit beobachten, daß neue
Technologien meist zu mehr anstatt zu weniger Umweltbelastung geführt
haben, selbst wenn sie speziell zur Umweltentlastung konstruiert
wurden. Das liegt daran, daß die Lösung von Umweltproblemen eine
ökologische Denkweise voraussetzt. Unsere
Wissenschaft ist einer solchen ganzheitlichen Betrachtungsweise immer
aus dem Weg gegangen, weil sie sich schwer vorstellen und
wissenschaftlich schwer behandeln läßt. Im Gegensatz zum ökologischen
Ansatz, die Zusammenhänge zu betrachten, waren unsere neuzeitlichen
Leistungen fast immer Erfolge auf Teilgebieten.[3] Dadurch wurden
zwar oft lokale Probleme gelöst, die globalen aber nicht bedacht. Sehr
gutes Beispiel hierfür ist die Erfindung von FCKW: Nachdem sie
jahrzehntelang wegen ihres exzellenten toxikologischen Verhaltens und
wegen ihres physikalisch-chemischen Nutzens von Wissenschaftlern
gelobt wurden, stellte man erst sehr viel später - vielleicht zu spät
- ihre destruktive Wirkung am Rande unserer Erdatmosphäre fest.
Genau dieselbe Fehlentwicklung droht auch bei der Informationsgesellschaft: wärend die positiven Eigenschaften - wie z.B. die Steigerung der Ressourcenproduktivität - ständig angepriesen werden, bedenkt man die negativen Wirkungen - z.B. ``Rebound-Effekte'' und Beschleunigung von Stoffströmen - meist nicht. Dazu fehlt auch die Zeit. Angetrieben durch das Motto ``weiter, schneller, mehr'' legen die Technokraten eine Entwicklungsgeschwindigkeit vor, die nicht zu beherrschen ist. Kritiker werden mit der ``Globalisierungskeule'' aus dem Weg geräumt. Gestaltungschancen werden so durch technologische und wirtschaftliche Eigendynamik ersetzt. Der Nutzen für den Menschen tritt in den Hintergrund.
Dabei wird eine wichtige Zukunftsperspektive verschlafen. Durch sinnvollen Einsatz von IuK-Technologie läßt sich die Ressourceneffizienz enorm steigern. Wie IuK-Technologie einen Beitrag zur Dematerialisierung beitragen kann hat sie uns selbst vorgeführt: Bei Rechnern hat sich der Materialintensität in den letzten dreißig Jahren (vom Großrechner zum PC) sicher um den Faktor 1000 vermindert. Nur ist dieser positive Effekt durch eine Vervielfachung der Nutzung - statt 1000-10000 Großrechner gibt es heute Millionen von PCs - um mindestens den Faktor 10 überkompensiert worden. (Aus: Ergebnisse der Arbeitsgruppe ``Nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz durch Telematik-Anwendung'' [21])
Zusätzlich kann die (Umwelt-)Informatik einen wichtigen Beitrag zur Bewußtseinsbildung leisten. Mit ihrer Hilfe könnten Systemtheoretische Verbesserungen erarbeiten und simulieren.
Würde man durch Veränderung der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und einer entsprechenden Steuerung der Marktwirtschaftlichen Eigendynamik die zukünftige Entwicklung aktiv und intelligent Gestalten, könnte man die Leitbilder ``Informationsgesellschaft'' und ``sustainable development'' durchaus miteinander vereinen. Eine ökologische Steuerreform und eine ernsthafte Beteiligung der Menschen an der Gestaltung zukünftiger Entwicklungen wären z.B. ein erster Schritt in diese Richtung.
So könnten könnte man, außer besseren Bedingungen für die Umwelt, eine große Zahl Zukunftsfähiges Arbeitsplätze und damit insgesamt mehr Wohlstand und Lebensqualität schaffen.