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Abschätzung der Materialintensität von IuK-Technologien: Der PC

Nach einer Lebenszyklusabschätzung des Wuppertal Instituts verbraucht ein durchschnittlich ausgestatteter Rechner mit 486er Prozessor, einem 14-Zoll Farbbildschirm und einer Tastatur je nach Art der Nutzung einen Materialinput von mindestens 16 bis 19 Tonnen Rohstoffe. Das ist fast 2/3 soviel wie ein Mittelklasse-PKW ohne Elektronik benötigt. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Ressourcenverbrauch momentan bei ca. 75 Tonnen pro Kopf und Jahr ([1] Seite 99). Eine zukunftsfähige Entwicklung macht eine Reduktion um 80-90% dieses Pro-Kopf-Verbrauchs erforderlich! ([1] Seite 80)

Dabei ist der Hauptverursacher dieses ``Ressourcenhungers'' nicht etwa der Stromverbrauch während des Betriebs, sondern der gewaltige Energieaufwand bei der Herstellung von Prozessoren und der Gewinnung der hochreinen und seltenen Elemente. Die Wuppertaler haben die ``Ökologischen Rucksäcke'' der Grundstoffe, soweit sie bekannt sind, mitberücksichtigt. Materialien, die im PC Verwendung finden, für die aber kein MI-Wert vorliegt, wurden nur mit ihrem Eigengewicht in die Bilanz eingerechnet.

Eine andere Studie[6] berechnet den Energiebedarf eines Computers mit Monitor und kommt auf einen Energiebedarf von 5335 kWh über den gesamten Lebenszyklus. Hier wird zum Vergleich der jährlich durchschnittliche Energiebedarf eines Inders angegeben: 2450 kWh. In Deutschland lag der Energieverbrauch 1993 bei 48264 kWh pro Kopf und Jahr.[19] Ähnliches gilt auch für den Wasserverbrauch: Ein auf Madagaskar lebender Mensch kommt mit dem Wasser zur Produktion eines einzigen PCs 16 Jahre lang aus!

Verschärft werden die beschriebenen Umweltbelastungen dadurch, daß Computerhardware besonders schnell veraltet und somit einem sehr kurzen Produktions- und Konsumptionszyklus unterliegen (ca. 3-5 Jahre). Teilweise sogar einem Nullzyklus: In Herstellerkreisen kursieren Zahlen, nach denen im Schnitt pro drei verkauften PCs ein weiterer, fabrikneuer direkt vom Lager des Herstellers ins Recycling wandert.[5]

Software, welche immer größere Rechenleistung benötigt und dazu noch inkompatibel zu Vorversionen ist, unterstützt diesen Trend. Zum Beispiel hat mir das Bundesumweltministerium eine Literaturliste im Word-97-Format übermittelt, welches ich mit meiner Winword-2.0-Version nicht lesen kann. Ich bin also auf Dauer genötigt mir Windows 95 mit der entsprechenden Word-Version zu besorgen. Dazu brauche ich aber einen schnelleren Rechner!

Die von der Computerindustrie in den letzten Jahren angestellten Recyclingbemühungen sind ein unzureichender Ansatz zur Lösung dieses Problems. Zum einen werden bisher nur sehr wertvolle Materialien wie Gold und Platin wiedergewonnen (der Rest wird verbrannt), zum anderen werden die Probleme dadurch nur in den Energiesektor verlagert ([7] Seite 36). Im Bereich Energieeinsparung durch sogenannte ``Green-PC'' ist anzumerken, daß die Gebrauchsphase nur einen geringen Beitrag zur Umweltbelastung in der Lebenszyklusanalyse leistet (5335 kWh zur Herstellung gegenüber 85 kWh in der Nutzungsphase bei privatem Gebrauch). Die Verminderung des Energieverbrauchs während des Betriebs ist also nur ein kleiner, erster Schritt.

Auch hier würde eine ökologische Steuerreform weiterhelfen: in [6] wird gezeigt, daß ein Computer, der heute 2000 DM kostet, bei einer Einberechnung der externen Kosten rund 5300 DM kosten müßte, also das 2,7 fache!


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Mark Breitenbuecher
Wed Jun 25 14:22:50 MET DST 1997