Das eigentliche ökologische Problem der Informationsgesellschaft liegt darin, daß sie mit ihrem Leitbild des ``weiter, schneller, mehr'' den Kreislauf von Produktion und Verbrauch ständig beschleunigt. Dadurch werden anthropogene Stoffströme ungeahnten Ausmaßes in Gang gesetzt.
Computersysteme und Computernetze sind die wahrscheinlich wichtigsten Voraussetzungen für die Globalisierung der Wirtschaft. Dies ist u.a. damit zu belegen, daß die Logistik, die dafür erforderlich wird, ohne Computer kaum zu bewerkstelligen wäre. Auch bei der Beschleunigung industrieller Wertschöpfungsprozesse liefert die IuK-Technologie einen wesentlichen Beitrag zur erforderlichen Automatisierung. Die Verbindung zwischen Vernetzung, Globalisierung der Märkte und der Produktion und der dadurch entstehenden Umweltbelastung soll am Beispiel des Dorfes Aalsmeer kurz dargestellt werden:
Mitte der sechziger Jahre wurden auf dem Blumenmarkt von Aalsmeer in erster Linie Blumen aus der heimischer Produktion versteigert. Da Blumen besonders zeitkritische Waren sind (Lebensdauer 5-14 Tage), wurde im ersten Schritt das System der sogenannten Distributionslogistik aufgebaut: Blumen werden direkt nach ihrer Versteigerung in klimatisierten Jumbo-LKWs in die verschiedenen europäischen Regionen, bzw. mit dem Flugzeug nach Großbritannien und in die USA ausgeliefert.
Im zweiten Schritt wurde zusätzlich eine entsprechende Beschaffungslogistik entwickelt: Durch saisonal bedingte Schwankungen war die Blumenauktion nicht immer ausgelastet. Deshalb wurden Blumen aus Nizza, Israel und anderen Produktionsstandorten importiert. Durch Distributions- und Beschaffungslogistik entstand ein weltweites Informationsnetzwerk, welches den in der Nähe von Aalsmeer gelegenen Flugplatz zum internationalen Umschlagplatz für Schnittblumen machte.
In einem dritten Schritt wurde Güter- und Informationsfluß entkoppelt: In Tel Aviv produzierte Blumen können nun direkt nach Tokio transportiert werden.
Im vierten Schritt wurde der ``Produktionsprozeß'' der Blumen mit in die logistische Kette aufgenommen: Sogenannte Klimatisierungs-Computer sorgen im Gewächshausanbau für die Klimaregulierung und die Dosierung der Nährstoffe. Wenn in Aalsmeer die Kasse klingelt, wird irgendwo auf der Welt die entsprechende Nährstofflösung für die entsprechende Pflanze freigesetzt. Dieses ``Electronic Data Interchange Flower-Network'' hat dazu geführt, daß sich der grenzüberschreitende Handel von Blumen und Pflanzen von einem Umfang von 100 Mio. DM im Jahre 1965 auf 4,5 Mrd. DM im Jahre 1985 mehr als verzehnfacht hat und heute etwa 9 Mrd. DM beträgt.
Abgesehen vom höheren Konsumkomfort führt das strategische Netzwerk Aalsmeer zu einer starken Steigerung des Transportaufkommens, d.h. mehr Transportmittel müssen bereitgestellt werden, höherer Benzin- und Kerrosinverbrauch, mehr Schadstoffe in der Atmosphäre, mehr Verpackungsmaterial und natürlich mehr Abfall.
Aalsmeer ist kein Einzelfall. Die Entwicklung zur Globalisierung der Produktion, bzw. sogenannter ``just-in-time-Produktion'' ist in allen Industriezweigen zu erkennen. Unterstützt durch strategische, globale Unternehmensnetzwerke, werden Motoren in Großbritannien produziert um sie in den USA in Automobile einzubauen, die wiederum in Deutschland verkauft werden.