Telematik im Verkehr

``Gleichmäßiger Verkehrsfluß, intelligente Verkehrs- und Parkleitsysteme, Vermeidung von unnötigen Fahrten durch Verkehrsmanagement sowie die Integration von Individualverkehr und Öffentlichem Verkehr können und werden die angespannte Verkehrssituation entlasten.'' (Dipl.-Ing. Bernd Pischetsrieder, BMW AG in [20])

Begründet wird die Umweltentlastung damit, daß weniger Staus und eine besserer Verkehrsfluß erreicht wird. Zusätzlich Umweltentlastung verspricht man sich durch Verminderung von Suchfahrten und einer besseren Verknüpfung des Individualverkehr mit dem ÖPNV.

Soweit die Realität der Automobilindustrie. In Wirklichkeit müssen aber zwei gegenläufige Entwicklungen gesehen werden ([10] Seite 67)

1. Der Verkehrsfluß kann durch Telematik verbessert werden. Dies führt zu geringeren Fahrzeiten und, falls die Fahrt durch Staus gebremst wurde, auch zu weniger Kraftstoffverbrauch und geringeren Emissionen.
2. Durch Verringerung des Verkehrswiderstandes werden Ziele attraktiver, die nun in kürzerer Zeit und ohne Staugefahr erreicht werden können. Wird ein konstantes Zeitkontingent zugrundegelegt, welches z.B. ein Beschäftigter als Fahrzeit zur Arbeitsstelle akzeptiert, so kann und wird die Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort wachsen.

Ähnliches ist für Parkleitsysteme festzustellen. Beispielsweise hat sich in Aachen nach Einführung eines Parkleitsystems zwar der Parksuchverkehr von 25% auf 21% verringert, dafür stieg die Gesamtzahl der parkenden Autos um 10%.

So führen Verkehrsleitsysteme zwar zunächst zu einem besseren Verkehrsfluß und damit zur weniger Ressourcenverbrauch, auf der anderen Seite führt ihre Produktion und die durch sie zu erwartenden Steigerung der Attraktivität des motorisierten Individualverkehrs in der Summe zu einem höheren Ressourcenverbrauch. Der letztgenannte Effekt kann natürlich durch entsprechende Rahmenbedingungen (Straßenrückbau, höhere Kraftstoffpreise ...) wieder abgeschwächt werden. Im Endeffekt hat ein starres, generelles Tempolimit in Bezug auf Verkehrsfluß ähnliche positive Auswirkungen wie Verkehrsleitsysteme, mit geringeren ökologischen und ökonomischen Produktionskosten.

Das bedeutet nicht, daß Telematik im Verkehr zwangsläufig zu einer negativen Umweltbilanz führen muß. Zum Beispiel könnten Ampelfreischaltungen und Fahrgastinformationen die ressourceneffizienteren Verkehrsmittel des ÖPNVs durchaus begünstigen, allerdings fehlt hier meistens das nötige Geld und der politische Wille. Und auch der öffentliche Verkehr ist nicht zu ökologischen Nulltarif zu haben!

Die Studie des ``Öko-Instituts'' schlägt folgende Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung mit Telematik vor:

• Verkehrsleitsysteme müssen vorrangig im Bereich des öffentlichen Verkehrs eingesetzt werden.
• wichtiger als die Beschleunigung zwischen den Zentren muß die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in der Fläche sein.
• Regional- und Stadtplanung müssen echt nachhaltige Verkehrsformen wie Radfahren und ``zu Fuß gehen'' systematisch fördern.
• Im Bereich des MIV müssen begleitende Maßnahmen - wie z.B. Tempolimit, Erhöhung der Mineralölsteuer, Reduktion des Parkraumangebotes und der Straßenflächen - der verkehrsverlagernden und verkehrsinduzierenden Wirkung der Telematik entgegenwirken.

Die meisten vorgeschlagenen Maßnahmen zeichnen sich gerade durch Verzicht auf Informationstechnik aus und legen die Akzente auf strategische Konzepte und verbesserte Rahmenbedingungen.